Wilhelm Nethe

Wilhelm Nethe war 1. Bürgermeister von Burg in den Jahren 1845 - 1881. August Wilhelm Nethe wurde am 06.03.1812 in Altenplathow geboren. Er stammte aus einer Bürgerfamilie. Das Reifezeugnis erhielt er in Magdeburg und ging als Jurastudent nach Halle. Dort trat er der Hall'schen Burschenschaft bei, eine Studentenvereinigung, die sich zum Ziel gesetzt hatte, bei der Herbeiführung eines auf Einheit gegründeten, frei und gerecht geordneten Zustandes im deutschen Vaterland mitzuwirken.

Wegen dieser mehrjährigen Zugehörigkeit und wegen "politischer Umtriebe" wurde er am 30.06.1834 verhaftet, in Untersuchungshaft eingeliefert und nach mehrmaligem Wechsel verschiedener Gefängnisorte am 04.08.1836 zum "Tode" durch das "Beil" verurteilt. Am 11.12.1836 wurde dieses Urteil in 30-jährige Festungshaft gemildert. Mehrere Bittgesuche und die Zahlung einer Kaution von 10.000 Talern - Nethes Vater hatte sie mit Hilfe von Freunden aufgebracht - und eine allgemeine Amnestie durch den König Friedrich Wilhelm lV. von Preußen, bewirkte die Freilassung des ,Staatsgefangenen Nethe" am 10.08.1840. (Amnestie aus Anlaß des Regierungsantritts Fr. W. IV.). Nach 6-jähriger Festungshaft wurde der vor seiner lnhaftierung beschäftigte junge Nethe am 0710.1840 wieder in den Justizdienst eingestellt.


Durch großen Fleiß gelang es ihm, die durch die Haftzeit verlorenen Berufsjahre nachzuholen und sein Wissen zu vervollkommnen. Er war bis zu seinem Amtsantritt als Bürgermeister zuletzt in Magdeburg als Oberlandesgerichtsassesor und kommissarischer Polizeirat tätig.


Nach seinem Amtsantritt als 1. Bürgermeister von Burg begann er, die ganz zerrütteten vorgefundenen Zustände der städtischen Verwaltung neu zu ordnen. Durch das eigene Beispiel unermüdlichen Fleißes und strengster Gewissenhaftigkeit bei den Beamten mit wenigen Ausnahmen ein Ehrgefühl und einem sittlichen Ernst geweckt zu haben, der sich alsbald in allen Zweigen des städtischen Dienstes zu erkennen gab - ist sein besonderer Verdienst.
An anderer Stelle heißt es: Fast alle in der neueren Zeit zur Förderung der städtischen Interessen ins Leben getretenen Einrichtungen sind unter seiner Verwaltung entstanden und größtenteils aus seiner eigenen Initiative hervorgegangen. Aus den Archivunterlagen geht weiter hervor, daß Bürgermeister Nethe eine neue Feuerlöschordnung ausgearbeitet hat, die Straßenbeleuchtung einführte, die Gasanstalt erbauen ließ, maßgebend an der Linienführung und Vorbereitung zur Erbauung des Ihle-Kanals (1865) beteiligt war.

Die Gründung der Realschule, der Bau des Gymnasialgebäudes (Viktoria-Gymnasium] und die Anlage der Promenade werden ihm ebenfalls zugeschrieben. Durch seine Sparsamkeit, die er trotz der vielen Neuerungen in der Verwaltung durchzusetzen verstand, ist es ihm gelungen, ein beträchtliches städtisches Kapitalvermögen zu schaffen. Seine Leistungen wurden auch von seinen vorgesetzten Behörden nicht nur durch Ordensverleihung anerkannt.

Am 16.10.1867 erfolgte die Ernennung zum Oberbürgermeister der Stadt und am 08.01.1870 zu seinem 25-jährigem Dienstjubiläum, wurde ihm das Recht zum Tragen der goldenen Amtskette ,,als eine mit dem Amt verbundenes Recht" verliehen. Seitens der Stadt zeigte sich die Anerkennung der Leistungen ihres Oberbürgermeisters durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes am 28. Mai 1881, dem Tag seines Ausscheidens aus dem Amt.

Später wurde nach ihm die „Wilhelm-Nethe-Straße" benannt. Nethe starb am 28. Mai 1901. Seine Leiche wurde nach Burg überführt und am 31.05.1901 im Erbbegräbnis der Familie auf dem alten Friedhof feierlich beigesetzt.


Quelle: Festschrift zum 1050jährigen Bestehen der Stadt